Zur Aktion vom 1. September 2019 in Nürnberg:
44 verrostete Stahlhelme liegen auf einer Wiese. Von Ferne kann man sie für Maulwurfshügel auf einer Blumenwiese halten – ein zunächst friedliches Bild. Aber wenn man
erkennt worum es sich handelt und sich die ersten Assoziationen einstellen, gefriert einem das Blut in den Adern. Diese stark symbolbehafteten verrosteten Stahlhelme bilden einen krassen Kontrast zu
den weißen Gänseblümchen auf grüner Wiese. Dieses inszenierte Bild entfaltet eine Wirkung, der sich keiner entziehen kann.
Die Helme lagen viele Jahrzehnte unter der Erde. Jeder hat sein eigenes Schicksal des Rostens und Zerfallens erfahren, jeder in einer anderen Erde. Sie wurden sie als
möglichst billige industrielle Massenprodukte hergestellt, um in den Weltkriegen des letzten Jahrhunderts Kopfverletzungen bei deutschen, französischen, britischen und russischen Soldaten zu
vermeiden.
Ironischerweise haben die Helme erst durch den individuellen Zerfall - ihren „Tod“ - ihre Individualität erlangt. Eine Individualität, die Soldaten in ihren Marschkolonnen nicht zugebilligt
wird.
Die Weltkriege des letzten Jahrhunderts haben Tod und unsägliches Leid über viele zig-Millionen von Menschen gebracht. Nationalismus und Propaganda haben dazu geführt. Heute müssen wir erleben, dass Nationalismus und „Fake News“ allenthalben wieder gesellschaftsfähig werden. Man fragt sich, ob wir denn gar nichts dazu gelernt haben.